In meiner Forschung setze ich drei Schwerpunkte, die auf meiner Praxis aufbauen sowie aktuelle Diskurse in Sozialer Arbeit und räumlicher Planung aufgreifen. Folgende Forschungsbereiche bearbeite ich:
Forschungsbereich „Gemeinwesen- und Sozialraumorientierung in Theorie und Praxis“: Soziale Arbeit soll, nach gängigen Definitionen, Menschen in ihrer Lebensbewältigung befähigen und ermutigen und ihr Wohlergehen verbessern. Dafür wird sich sowohl an Menschenrechten, als auch an wissenschaftlichen und professionellen Standards orientiert. Das Gemeinwesen spielt dabei seit den 1960er Jahren eine zunehmend wichtigere Rolle und Gemeinwesenarbeit wird als dritte Methode sozialarbeiterischen Handelns gelehrt. In diesem Forschungsbereich soll es darum gehen, wie Gemeinwesen- und Sozialraumorientierung in Theorie und Praxis weiterentwickelt werden kann.
- Gemeinwesenarbeit in Praxis und Lehre: In diesem Unterprojekt soll die Verbreitung von Vorhaben der Gemeinwesen- und Sozialraumorientierung deutschlandweit dargestellt werden. Neben der Unterstützung bestehender Ansätze wie dem „Atlas der Gemeinwesenarbeit„, sollen vor allem individuelle Handlungssituationen sozialarbeiterischen Handelns untersucht werden, inwiefern dort Gemeinwesen- und Sozialraumorientierung eine Rolle spielt. Darüber hinaus soll die Verankerung von Gemeinwesenarbeit in der Lehre untersucht werden.
- Methoden der Gemeinwesenarbeit: Zur Umsetzung von Gemeinwesenarbeit/Sozialraumorientierung werden verschiedene Methoden genutzt, die in diesem Unterprojekt anhand zeitgenössischer Anforderungen angepasst und erweitert werden sollen.
- Community Organizing: Mit einer starken Basis in Institutionen, hat sich Community Organizing als basisdemokratischer Ansatz in Städten der USA in den 1930er Jahren entwickelt. Mittlerweile hat sich Community Organizing weltweit ausgebreitet und auch in Deutschland etabliert. In diesem Unterprojekt sollen Theorie und Praxis des Community Organizing wissenschaftlich weiterentwickelt und vor allem auf den europäischen Kontext bezogen werden.
- Quartiersentwicklung: In Deutschland hat das Quartier seit den 2000er Jahren an Bedeutung gewonnen und zu verschiedenen Förderprogrammen geführt. Sowohl in der Stadtplanung als auch in der Sozialen Arbeit soll damit lokalen Benachteiligungen entgegengewirkt und Empowerment initiiert werden. Die Vielfalt der Ansätze und Praxen sind aber nur wenig systematisiert – diese Forschungslücke gilt es zu schließen.
Forschungsbereich „Geschichte der Gemeinwesenarbeit“: Die Geschichte der Gemeinwesenarbeit ist eng verbunden mit den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts. Soziale Bewegungen, gesellschaftliche Konflikte und der Blick auf Randgruppen spielen dabei eine große Rolle und haben zu einer Vielfalt an Ansätzen und Methoden geführt. Die räumliche Dimension spielt dabei durchaus eine Rolle, wird bisher aber nicht systematisch mit der Entwicklung der Gemeinwesenarbeit in Verbindung gebracht. Mit Blick auf spezifische räumliche Konstellationen soll diese Forschungslücke geschlossen und gegenseitige Beeinflussungen von Akteuren und Methoden anhand des lokalen Kontexts untersucht werden. Ankerpunkt hierfür sind ausgewählte Städte und Regionen, in denen solch eine Beeinflussung zu vermuten ist.
- Archiv für Gemeinwesenarbeit: Aufbauend auf der Erkenntnis, dass viele Originalmateralien sowie -stimmen aus den frühen Jahren der Gemeinwesenarbeit mit Ruhestand und zunehmenden Alter der Protagonisten in Gefahr sind, verloren zu gehen, wurde im Jahr 2022 damit begonnen, diese systematisch zu sammeln.
- Europäische und transatlantische Netzwerke: Die Gemeinwesenarbeit ist seit Beginn von transatlantischen und europäischen Einflüssen geprägt, die sich auf wissenschaftlichem sowie individuellen Austauschbeziehungen gründen. Diese gegenseitigen Beeinflussungen sollen herausgearbeitet und vertieft werden.
- Graue Literatur und Publizistik in der Gemeinwesenarbeit: Um die Themen und Inhalte der Gemeinwesenarbeit in die Öffentlichkeit zu bringen, wurden verschiedene Zeitschriften, Stadtteilzeitungen, Rundbriefe etc. erstellt, die Verlauf und Schwerpunktsetzungen der deutlich machen. Zusammen mit weiterer Grauer Literatur (wie Abschluss- und Seminararbeiten) sollen Biografien aber auch Entwicklungen innerhalb der Gemeinwesenarbeiten herausgearbeitet und vertieft werden.
Forschungsbereich „Stadttheorie und Stadtpolitik“: In diesem Forschungbereich sollen verschiedene Defintionen sowie Zugänge zur Stadt und dem Städtischen sowie zum politischen Gefüge der Stadt erarbeitet werden.
- Stadt und Religion: Religion hat sich als institutionelles Gefüge in Städten weltweit verbreitet und auch in Deutschland zu einem bestimmten Miteinander von institutioneller Religion und Staat geführt. Dieses Verhältnis soll näher untersucht und hinsichtlich seiner outcomes für die Stadtgesellschaft dargestellt werden.
- Planungspraxis und -theorie: In diesem Unterprojekt wird die Bedeutung von Planungspraxis und -theorie in der sozialen Stadtentwicklung untersucht. Dabei spielen vor allem Selbstverständnisse der planenden Verwaltung sowie Aushandlungen zu Zielen und zur Prozessqualität von Planung („was ist gute Planung?“) eine zentrale Rolle.
In allen Forschungsprojekten ist der Umgang mit Macht eine zentrale Bearbeitungsperpektive. Hierbei wird auf den Arbeiten der community power studies sowie auf Diskussionen zu Macht in Sozialen Arbeit und räumlicher Planung aufgesetzt und diese um aktuelle Diskurse erweitert.